05.07.2008

Seniorensport - nein Danke!
Das scheint das Motto im Lande zu sein, hört man die diversen Geschichten von an sich gesunden und leistungsfähigen Sportlern im Rentenalter.

Wenn dann mal was zwickt, wird oft lieblos rumgedoktort und Untersuchungstermine scheinbar wiederwillig auf möglichst viele Monate spätere Zukunft gelegt - vielleicht hat man ja Glück und der Fall erledigt sich durch (Unfall)Tod. Etliche wissen von z.T. jahrelanger Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität zu berichten.
Ballacks Wade (eine Nation hält den Atem an) ist in 2 Tagen wieder EM-Endspieltauglich (ein Land atmet auf), obwohl es sicher Ersatz gegeben hätte und man ihn kostensparend hätte nach Hause humpeln lassen können.
Für die Achillessehnenbeschwerden eines 70jährigen Marathonläufers findet man aber auch nach einem halben Jahr keinen erkennbaren Heilungsplan. Nach mühsam errungenem MRT (selbstrecherchierter Termin im Mai statt des vorgegebenen in August) und gestochen scharfem Bildmaterial in Fotoalbenumfang wird so beispielsweise von der Konifere im Krankenhaus (die Koryphäe kanns eigentlich nicht gewesen sein) noch die Erstellung eines schummrigen Röntgenbildes angeboten, obwohl das schon längst vorliegt und keine Erkenntnisse brachte.
Wen wundert's, daß der Patient sich verarscht fühlt?

Dabei hat alles seinen vernünftigen Grund:

  • Bei Rentnern besteht keine Gefahr mehr, daß sie dem Arbeitsamt zur Last zu fallen.
    Junge Menschen muß unser Gesundheitswesen schnell wieder Fit machen, bevor sie noch Sozialleistungen in Anspruch nehmen - das kann auf Dauer womöglich teurer werden, als eine zweckmäßige, zügige Behandlung.
  • Ungesund lebende Senioren versterben früher, was natürlich den Rentenkassen Geld spart - anscheinend mehr, als diejenigen Kranken- und Pflegekosten die sich halt nicht irgendwie vermeiden lassen.
  • Schlimm genug, wenn sich junge Sportler im Wettkampf messen, aber wenn auch noch die Rentner zu den Volksläufen fahren, wird die Umwelt noch mehr durch Schadstoffemissionen belastet. Wenn man zum Hochseefischen mit dem Kutter nach Düsseldorf rausfährt, sind da am Ende noch die sportelnden Grauschöpfe schuld.
  • Agile Alte, die jungen Japsern beim hippen City-Marathon-Event davonlaufen, passen ja nun wirklich nicht ins jung-dynamische Zeitgeist-Bild.
  • Auch die Umsätze dieser Klientel im Bereich Sportbekleidung und -geräte fallen offenbar zu gering aus, um Seniorensport rechtfertigen zu können.
  • In Vereinen werden ohnehin Ehrenamtler gebraucht und wer eignet sich da besser als Rentner, die ja Zeit haben, sich nützlich zu machen, statt sie noch rotzfrech mit Sport zu verplempern.
Ergo:
Unsere Gesellschaft kann wohl kein Interesse daran haben, daß Senioren sich mit Sport gesund halten. Der Mensch ist halt ein Wirtschaftsgut und der Rentner primär ein Kostenfaktor - da muß man zusehen, möglichst billig wegzukommen, und zügige Wiederherstellung der Gesundheit ist da nicht unbedingt die erste Wahl.

24.02.2009

Aber ...
... dann ... O-Ton: "Ein Unterschied wie Steinzeit und Moderne"

Ein Tip eines Laufkameraden führte nach Köln und dort sah man sich die MRT-Bilder tatsächlich mal an - zu Dritt und in Ruhe. Bis zum OP-Termin dauerte es zwar noch einige Wochen, aber Service und Betreuung dort haben begeistert. Nach dem Eingriff war dann wieder schmerzfreie Bewegung möglich und die Abgewöhnung des Humpelns konnte beginnen.

Die Aussicht, in absehbarer Zeit wieder langsam mit dem Sport beginnen zu können stimmte alle optimistisch - den Patienten und sein Umfeld.

Schön zu wissen, daß es doch interessierte Ärzte gibt, schade, daß man so mühsam danach suchen muß.

Inzwischen heißt es:
Ein Jahr lang war der Läufer krank, jetzt läuft er wieder - Gott sei Dank.