Der Rheinsteig-Extremlauf findet Ende Mai / Anfang Juni in Bonn statt und bietet auf 34 Kilometern 1200 Höhenmeter.

Weitere Informationen gibt's unter www.rheinsteig-extremlauf.de.

Eindrücke von 2007
Eindrücke von 2010


Hier einige Eindrücke von 2007 :

Wie bereits 2002 beim Drachenlauf, kann ich auch hier das Prädikat 3S "steil, steinig, schön" verleihen. Einerseits weil der "RhEX" im selben Gebiet beheimatet ist, andererseits weil auch er ein echtes Erlebnis ist.

Bei Anreise zum Start ist dieser leicht zu finden - Bonn-Süd von der A 562 runter, rechts, ein kleines Stück weiter, dann liegen rechts Start und Startnummernausgabe, links der Parkplatz. Wie es bei Anreise zum Zielort aussieht kann ich nicht beurteilen, sieht aber so aus, als ob's ähnlich einfach ist. Der Transfer von Ziel- zum Startort, je nach dem vor dem Start oder nach dem Zieleinlauf erfolgt per U-Bahn, die aber vor dem Bahnhof Ramersdorf noch überirdisch verläuft und einen Blick auf den Drachenfels und das übrige Terrain des Kurses bietet.
Der U-Bahnhof in Bad Honnef, der sauberere von zweien, befindet sich an der nördlichen Brücke zur Insel Grafenwerth, also nicht in der Nähe der südlichen, die man am Ende des Laufes passiert. Die Fußwege sind nicht zu lang und in Ramersdorf führt er von Ausgang rechts, an einem Kreisel in den Landgrabenweg, an dem sich der Startbereich befindet. In der zum Schluß etwas längeren Schlange bei der Startnummernausgabe (die Bahn hatte vermutlich gerade einen Schwung Laufverrückter hergefahren) standen wir nicht, weil wir zeitig anreisten.

Bereits kurz nach dem Start steigt die Strecke an, vor und nach der Überquerung der A 59 ein erstes Schmankerl:
Treppen!
Zwar etwas schmal, so daß sich das Feld ein wenig staut, aber dieser Lauf wird hier noch längst nicht entschieden. Man erklettert die erste Höhe und hat hier und da zwischen den Bäumen hindurch einen Blick ins Rheintal, auch wenn die neben dem Weg liegenden Aussichtspunkte nicht im Kurs liegen. Schon hier fließt der Schweiß und eine erste Belohnung ist ein herrlicher Blick auf Oberdollendorf, den Rhein und den später noch zu bezwingenden Drachenfels, der sich bei Km 7 bietet. Über dem Weinberg führt der Weg ein Weilchen flach auf gut zu laufendem Untergrund um die Aussicht genießen zu können.

Ernst wird es spätestens mit dem Aufstieg zum Petersberg.
Hier wird der Weg zwischen Km 10 und 11 schon so schmal, steinig und steil, daß sich Gehversuche lohnen. Das Gelände des Hotels wird durchquert und Verpflegung gibt's vor dem Portal. Zünftig geht's ins Tal und bei Km 14 kommt es einem vertraut vor. Die Seufzerbrücke und der folgende Anstieg ist als Km 6 des Drachenlaufes bekannt. Diesmal wird allerdings oben an der Schutzhütte nun nicht links die Löwenburg angepeilt sondern quasi geradeaus einem lauschigen Waldpfad gefolgt. Dieser entwickelt um Km 15 herum alpinen Charakter denn man erklettert die Spitze des Geisberges auf steilem Wurzelweg. Hier an einer weiteren Schutzhütte laden Bänke ein, den weiten Blick ins Land auszukosten. Die Kameraden waren allesamt genauso begeistert wie ich. Es bleibt alpin, nun allerdings bergab, was mit Vorsicht genossen werden will. Bei Km 16 öffnet sich der Wald und erinnert mit einem Blick auf den Petersberg an bereits Geleistetes.

Ein weiteres deja vu dann bei Km 17: die Brücke.
Beim Drachenlauf markiert sie den Einstieg in den Hohlweg ins Nachtigallental, nun biegen wir aber nach links auf den Weg ab, der zum Drachenfels führt. Wir wissen: der ist steil. Über die Wiese, auf den Fußweg und doch schneller als gedacht waren wir oben. Wahrscheinlich, weil man mal wieder mit dem Nebenmann gequatscht hatte, statt sich aufs Leiden zu konzentrieren. In diesem Fall war's Wolfgang Bernath, der Eindrücke und Fotos für seinen Bericht auf marathon4you.de sammelte. Oben hieß es erneut: Aussicht genießen, was dank der Verpflegungsstelle besonders leicht fiel.

Was nun folgt taufte ich "Knochenbrecher".
Das ist eine heikle Stelle, bei der Ehrgeiz fehl am Platze ist. Nicht umsonst wies der Streckenposten extra auf die Gefahr hin. Von Km 18 bis 19 geht es über Treppen und steinige Serpentinen talwärts und man muß die Stufen wirklich langsam und vorsichtig gehen. Man kann dort sehr leicht ausrutschen und auch die Serpentinen bieten bei einem Sturz beste Verletzungsgefahr. Zu guter Letzt gibt es am Ortseingang Rhöndorf erneut Treppen, die man nicht mit zu viel Schwung ansteuern sollte.

Hat man den Rhöndorfer Hirschen (lebensgroße Eisenskulptur im Garten rechts unterhalb kurz vor der Verpflegung am Friedhof) erblickt, steht der nächste Rhythmuswechsel an. Nun beginnt der Weg zur Löwenburg. Mit wechselnden Steigungen über Waldwege und Single-Trails werden wieder ordentlich Höhenmeter gesammelt. Nach der "Säge", einer kurzen Rampe über gezackten Fels bei Km 20, windet sich ein herrlicher Pfad am Hang entlang und der lockere Baumbestand läßt einen Blick ins Tal zu.
Der Trail zur Burg selbst fehlt zwar diesmal, dafür hat der Drachenlauf den Geisberg nicht im Kurs - die beiden Läufe ähneln sich also nicht so sehr, daß man sich einen sparen könnte. Natürlich geht auch hier wieder alles runter, was vorher rauf ging und es galt noch etwas Kraft zu sparen für einen letzten Berg.

Dieser heißt Himmerich und seine Bezwingung beginnt mit einer herrlich schlammigen Passage, von der in der Moderation am Start schon gesprochen wurde. Man habe die Strecke bei Km 26 noch etwas gewässert, um die Sache interessant zu machen. Es wurde nicht zuviel versprochen und man konnte klar erkennen, daß viele an diesem Tage ohne Trailschuhe unterwegs waren. Man mußte kein Indianer sein um die Spuren deuten zu können. Die Regenfälle vergangener Tage hatten halt in den Wäldern und Tälern, die von der Sonne nicht so gut erreicht werden noch etwas aufgeweichten Untergrund hinterlassen.
Als am Ende dieses Abschnittes wieder auf Schotterweg gewechselt wurde, konnte ich dem Wandersmann, der gerade ein Händygespräch mit der Anmerkung abwürgte, der "Saft sei bald alle", selbiges von mir konstatieren. Eigentlich wären die weiteren Wellen gut zu laufen gewesen, wären da nicht die vielen vorangegangenen Kilometer.

Ab Km 28 meinten meine Waden, sie würden sich gerne verkrampfen wollen, und es kostete mich einige Aufmerksamkeit, sie davon abzuhalten. Damit stand (bzw. lief) ich offenbar nicht allein, denn mehrere Kameraden berichteten unterwegs und im Ziel von ähnlichen Begebenheiten. So wurde bis zum höchsten Punkt bei Km 29 schön marschiert. Hier lauerte der Fotograph und mein derzeitiger Mitstreiter und ich trabten ihm zuliebe nochmal ein paar Meter an. Allerdings markierte er den Wechsel zu einem Teilstück, wo ein weiterlaufen nicht so recht angeraten schien:
steil bergab auf Schlamm.

Aber auch der schönste Lauf geht einmal zu Ende und ab Km 31 war das dann auch spürbar. Von 30 bis 31 war in 3:10 auch mein schnellster Kilometer - da war wohl eines der Schilder verrutscht. Nur noch locker durch den Ort und ... über die Überführung über die Bahngleise, ein herrlicher Warummußtedasjetztnochsein-Berg. Die Waden verschafften sich Genugtuung, in dem sie, just dort wo vor dem Ziel das Publikum begann die Strecke zu säumen, einen klitzekleinen Strechinghalt erzwangen.

Nun war's geschafft und man durfte die üppige Zielverpflegung nutzen. Die Vereinskameraden, die schon im Ziel waren nahmen mich in Empfang und wir freuten uns auf die Ankunft der übrigen Teammitglieder. Das beim Start abgegebene Gepäck wartete genauso geduldig auf uns wie ein Finisherpräsent. Es gab viel zu erzählen, die Siegerehrung ging flott und dann waren auch die Urkunden fertig. Der Weg zum richtigen Bahnhof erschloß sich nicht auf Anhieb als wir von den Duschen am Schwimmbad dort hin wollten - der Ausdruck einer entsprechenden Info von der RhEX-Website in meinem Gepäck half weiter.

Verpflegungsposten gab es, auch für heißes Wetter, ausreichend und mit großer Auswahl. Die Strecke war gut markiert und wem plötzlich bunt vor Augen wurde hatte entweder Kreislaufprobleme oder ein Absperrband vor Augen. Diese hingen auf Kopfhöhe um anderen Wegenutzern nicht allzu hinderlich zu sein.
Also:
Rot/Weiß = kein Problem, nochmal hingucken und richtig abbiegen
alle anderen Farben = Pause machen und verschnaufen.

Der Muskelkater zeigte sich am folgenden Tag nicht so sehr wie erwartet in den Oberschenkeln sondern im Fußbereich und in den Waden - ein Beleg dafür, daß die Strecke es wirklich in sich hat.

Fazit:
Dös is a Wahnsinn.
Eine beinharte Strecke, abwechslungsreich in Untergrund, Steigung/Gefälle, Aussichten und - je nach Renneinteilung der einzelnen Aktiven - Gesprächspartner.
Eine gelungene Premiere.


Hier einige Eindrücke von 2010 :

Nach dem etwas verpatzten Keufelskopf Ultra Trail 2 Wochen zuvor wurde normal weitergelaufen statt großartig zu regenerieren und so fühlte ich mich mitte der Woche im Training etwas müde.
Der Rhex sollte folglich gemütlich genossen werden.

Die Aufstellung zum Start war munter und unaufgeregt, was auch der pünktlich einsetzende Nieselregen nicht ändern konnte, der uns die ersten Kilometer erfrischen sollte. Hier sah ich schon einige bekannte Gesichter und am Ziel sollte ich weitere entdecken - die üblichen Verdächtigen waren also wieder versammelt. Das Feld sortierte sich und einen nennenswerten Stau an der langen Treppe gab's bei mir nicht. Ich ließ mich hier eh gerne etwas bremsen, würde die Kraft doch später noch gebraucht.

Da Regen angesagt war und es auch im Vorfeld welchen gegeben hatte, entschied ich mich für die Trailschuhe und hatte so sicheren Tritt. Der Boden war über weite Teile nass und bisweilen halt rutschig. Dennoch hatte ich es bergab etwas rollen lassen, war dafür aber an den Steigungen etwas langsamer unterwegs. Irgendwie war die Einteilung nicht verkehrt, denn es lief lockerer als vor 3 Jahren und ich kam entspannt ins Ziel. Das vorgesehene gemütliche Geniessen ist also bis auf eine Sache gelungen: ich war 3 Minuten schneller als damals :-))
Hier zeigte sich auch der Vorteil der Kompressionsstrümpfe: der Schlamm klebte nicht an den Waden, sondern konnte zusammen mit den Socken entfernt werden.

Im Gegensatz zu manchen Läufen in diesem Jahr gab es hier fast keine umgestürzten Bäume, die zusätzlichem Amusement dienten, und ein paar Details hatten sich im laufe der Jahre geändert.
Die Absperrbänder hingen nicht mehr auf Augenhöhe sondern lagen am Boden, wo ja doch mancher mit gesenktem Haupt unterwegs ist. Diesmal war die Drachenburg gut zu bewundern, wurde die Streckenführung - vermutlich wegen Bauarbeiten auf dem ursprünglichen Weg - etwas variiert. Dabei wurden die Gleise überquert, statt drunterher zu laufen, und von den optischen Reizen her war es ein Gewinn. Die ohnehin zahlreichen Verpflegungsstellen hatten am letzten Anstieg Zuwachs bekommen. Die Bahnfahrt zwischen Ziel und Start ist inzwischen nicht mehr inklusive, die Ticketautomaten nehmen nur Münzgeld und der Tarif ist vermutlich Regioticket bwz. Preisstufe 3)


[Lizenz an Marathon&mehr]