Der Trail Uewersauer findet im November statt und bietet 50,1 Km Natur.

Weitere Informationen gibt's unter www.trail-uewersauer.lu.


Hier einige Eindrücke von 2008 :

Die Mehrzweckhalle im luxemburgischem Heiderscheid ist auch ohne zusätzliche Ausschilderung des Veranstalters leicht zu finden, zumal der Ort nicht allzu groß ist. Zum Parken müssen hier die umliegenden Straßen herhalten, aber das scheint geklappt zu haben. Meine frühe Ankunft brachte einen sehr guten Parkplatz und eine noch recht leere Halle mit sich. Also erstmal entspannt die Startnummer abgeholt, die hier in Form einer kleinen Weste geliefert wird - ggf. ein zusätzlicher Windschutz auf den Höhen.
Von diesen Höhen sahen wir viele und konnten den Blick über die Täler streifen lassen, in die man uns ständig hinabschicken würde, nur um uns wieder einen Anstieg zu ermöglichen. Das sonst eher großzügige GPS gibt zwar diesmal weniger an als die Veranstalter, aber meine Beine bestätigen deren Wert. Steigungen und Gefälle sind teilweise happig und auch die Passagen, die an Hängen entlang oder durch Täler führen, sind nie wirklich flach.

Auf den ersten Kilometern war es recht voll, und mein Anfangstempo etwas hoch geraten. Schon nach einem Kilometer wurden die Wege matschbedingt eng und die Wahl hieß weiter im Schlamm oder langsamer voran in der Schlange auf dem festeren Boden. Die Teilnehmerzahl lag 50% höher als im Vorjahr und da an der 2. Labe bei Km 15,4 auch der erste Staffelwechsel erfolgte, war es auch hier etwas belebter. An "Ravi 3" herrschte im nun weiter vertreuten Feld schließlich Ultra-Stimmung. Die Vorläufer stärkten sich noch, die Verfolger kamen an und alle bedienten sich in Ruhe am Angebot aus Tee, Bouillon, Cola, Wasser, Iso, Bananen, Apfelsinen, Riegel und Butterkeks.

Bis hierher hatte man schon diverse Höhen erklommen, hätte bei einem falschen Schritt an schmalen Pfaden entlang steiler Hänge rapide Höhenmeter verlieren und die enorme Vielfalt an Untergründen kennenlernen können. Wer die meist normal breiten Wege als langweilig bezeichnet, war vielleicht im Sommer oder bei Frost hier, aber das nieselige Novemberwetter hatte die Piste bestens vorbereitet. Es gab alle Konsistenzen von feuchtem Dreck über nassen Matsch und Schlammbrühe bis Brackwasser, sowohl auf steinigem, wurzeligem und grasbewachsenen Grund ... oder halt einfach pur.
Gut, daß ich die Trailschuhe gewählt hatte, denn die haben sich an diesem Tag bestens bewährt.

Die Ausrüstung für die Zeitnahme war großzügig bemessen und es gab für den Anstieg von Km 18 bis 20 eine Sprintwertung. Für mich kein Anreiz Gas zu geben, da ich die Landschaft genoss und meine Kräfte vernünftig einteilen wollte.
Wie sehr die Luxemburger es verstehen, anspruchsvolle Strecken abzustecken, zeigte sich dann am Stausee bei Km 28. Auf einem Terrain, auf dem sonst niemand an Höhenmeter denken würde, finden sie locker eine Möglichkeit. Das größte stehende Gewässer Luxemburgs wurde auf einer Pontonbrücke überquert, deren feuchte Holzplanken in Verbindung mit unseren schlammigen Schuhen schon etwas glitschig waren. Mittendrin dann eine kurze Rampe hinauf und wieder hinunter - wohl eine Durchfahrt für Paddelboote.

Der nach dem See folgende Anstieg führte uns entlang des Lultzhausener Skulpturenweges - Sport und Kultur, 2 zum Preis von einem. Das lenkte etwas von der Vorfreude auf den schon seit einiger Zeit sichtbaren Verpflegungspunkt 4 bei Km 31,9 ab, denn bevor wir uns erfrischen durften, war nochmal beinharter Trail angesagt. Schmaler, laubbedeckter Trampelpfad, sausteil bergab, teils über moosbelegte Stufen im Schiefergestein. Und als I-Tüpfelchen klang ZZ Top aus den Lautsprechern herüber - das rockte!
Die Stärkung war dann nötig, denn bis zur Nächsten bei Km 39,5 sollte es sanft, aber stetig bergan gehen. Zunächst auf einem schmalem Pfad, am Hang entlang, mal in Laub- mal in Nadelwald, zwischendurch auf matschigen Wegen und um Km 35/36 herum wurde es nochmal richtig lustig. Es gab 2 Möglichkeiten: entweder man hatte eine Machete dabei, um sich einen Alternativweg durchs dornige Gestrüpp zu schlagen oder man durfte Schlammbada tanzen. Hier konnten im tiefen Morast dann eventuell doch noch die Socken nass werden. Eine Stelle, die daran gemahnt, die Schuhe nicht zu locker zu binden. Herrlich! Etwas Kraft dürften die Betonstege gekostet haben, auf denen wir öfter den Bach querten - jeweils eine hohe Stufe rauf und selbiges wieder hinab.

Die Eindrücke von dieser Strecke sind einfach sehr vielfältig. Es gab immer wieder neue Aussichten über die Höhen, Blicke in lauschige Täler, auf ungehindert mäandernen Bächen, Wäldern und Wiesen. Eine Sache noch zur Beruhigung: der steilste, fieseste, brutal alpine Anstieg kommt erst beim letzten Aufstieg des Kurses zum Ort Fuussekaul. Auch über die Walker, die man nun auf der Strecke traf, musste man sich nicht wundern. Sie hatten eine verkürzte Runde von 36 Kilometern zu absolvieren und waren dementsprechend frischer als die Läufer. Bergauf konnte ich da nicht mehr mithalten.

Das einzig Negative, das mir auffiel, waren leere Wasserflaschen die auf der Laufstrecke, teils auf den urwüchsigsten Trails des Naturparks, weggeworfen worden waren. Die Organisatoren müssen zwar ohnehin den Kurs abgehen, um ihre, zusätzlich zu Kreidelinien und Schildern angebrachten Markierungsbänder einzusammeln, aber man muß den Kameraden nicht noch zusätzliche Arbeit bereiten. Vielleicht sollte man solche verschließbaren Flaschen nicht an Verpflegungsstellen ausgeben, denn sie werden zwar weit getragen, aber selten bis zur nächsten Station. Ich vermute mal, daß die eher von Staffelläufern stammen - meiner Erfahrung nach tun Ultraläufer sowas nicht, zumal sie eher die eigene Ausrüstung (Trinkgürtel, Camelbag) einsetzen.
Stichwort Markierung: die erwähnten Kreidelinien hatten manchmal etwas unter der Beanspruchung der Strecke durch die Läufer gelitten, Schilder gab es eher selten. Alles in allem ausreichend, aber halt nicht so üppig, wie es bei Volksläufen oft erwartet wird. Auf eine Kilometrierung wurde verzichtet, und wer nicht den Komfort einer GPS-Uhr genießt, kann sich an Streckenplan, Positionen der Verpflegungsstellen und Gespür für's Lauftempo orientieren - oder einen Kameraden mit GPS fragen.

Der Veranstaltungsort war für diese Schlammschlacht bestens gerüstet. Es gab einen Trog mit Wasserhahn und (angeketteter) Bürste, der rege genutzt wurde, das Schuhwerk um seinen Ballast zu erleichtern (OK, die angrenzenden Tennisplätze könnten auch etwas mit dieser Einrichtung zu tun haben). Die einen schrubbten gleich nach der Zielankunft, die anderen nach dem Duschen. Bei letzteren hatte es sich eingebürgert, die Laufschuhe vor dem Gebäude stehen zu lassen, um die Umkleiden nicht unnötig einzusauen.

 

Fazit:

Ein harter aber schöner Lauf. Hier gibt's reichlich urwüchsige Natur zu erleben. Die Wetterlage, die ich erwischt hatte, lag mir natürlich und sorgte für zusätzlichen Spaß :-)


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