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Weitere Informationen gibt's unter www.trail-uewersauer.lu.
Die Mehrzweckhalle im luxemburgischem Heiderscheid ist auch ohne zusätzliche Ausschilderung
des Veranstalters leicht zu finden, zumal der Ort nicht allzu groß ist. Zum Parken
müssen hier die umliegenden Straßen herhalten, aber das scheint geklappt zu haben.
Meine frühe Ankunft brachte einen sehr guten Parkplatz und eine noch recht leere Halle mit
sich. Also erstmal entspannt die Startnummer abgeholt, die hier in Form einer kleinen Weste
geliefert wird - ggf. ein zusätzlicher Windschutz auf den Höhen.
Von diesen Höhen sahen wir viele und konnten den Blick über die Täler streifen
lassen, in die man uns ständig hinabschicken würde, nur um uns wieder einen Anstieg zu
ermöglichen.
Das sonst eher großzügige GPS gibt zwar diesmal weniger an als die Veranstalter,
aber meine Beine bestätigen deren Wert. Steigungen und Gefälle sind teilweise happig
und auch die Passagen, die an Hängen entlang oder durch Täler führen, sind nie
wirklich flach.
Auf den ersten Kilometern war es recht voll, und mein Anfangstempo etwas hoch geraten. Schon nach einem Kilometer wurden die Wege matschbedingt eng und die Wahl hieß weiter im Schlamm oder langsamer voran in der Schlange auf dem festeren Boden. Die Teilnehmerzahl lag 50% höher als im Vorjahr und da an der 2. Labe bei Km 15,4 auch der erste Staffelwechsel erfolgte, war es auch hier etwas belebter. An "Ravi 3" herrschte im nun weiter vertreuten Feld schließlich Ultra-Stimmung. Die Vorläufer stärkten sich noch, die Verfolger kamen an und alle bedienten sich in Ruhe am Angebot aus Tee, Bouillon, Cola, Wasser, Iso, Bananen, Apfelsinen, Riegel und Butterkeks.
Bis hierher hatte man schon diverse Höhen erklommen, hätte bei einem falschen Schritt an
schmalen Pfaden entlang steiler Hänge rapide Höhenmeter verlieren und die
enorme Vielfalt an Untergründen kennenlernen können. Wer die meist normal breiten Wege
als langweilig bezeichnet, war vielleicht im Sommer oder bei Frost hier, aber das nieselige
Novemberwetter hatte die Piste bestens vorbereitet. Es gab alle Konsistenzen von feuchtem Dreck
über nassen Matsch und Schlammbrühe bis Brackwasser, sowohl auf steinigem, wurzeligem
und grasbewachsenen Grund ... oder halt einfach pur.
Gut, daß ich die Trailschuhe gewählt hatte, denn die haben sich an diesem Tag
bestens bewährt.
Die Ausrüstung für die Zeitnahme war großzügig bemessen und es gab für
den Anstieg von Km 18 bis 20 eine Sprintwertung. Für mich kein Anreiz Gas zu geben, da ich
die Landschaft genoss und meine Kräfte vernünftig einteilen wollte.
Wie sehr die Luxemburger es verstehen, anspruchsvolle Strecken abzustecken, zeigte sich dann am
Stausee bei Km 28. Auf einem Terrain, auf dem sonst niemand an Höhenmeter denken würde,
finden sie locker eine Möglichkeit. Das größte stehende Gewässer Luxemburgs
wurde auf einer Pontonbrücke überquert, deren feuchte Holzplanken in Verbindung mit unseren
schlammigen Schuhen schon etwas glitschig waren. Mittendrin dann eine kurze Rampe hinauf und
wieder hinunter - wohl eine Durchfahrt für Paddelboote.
Der nach dem See folgende Anstieg führte uns entlang des Lultzhausener Skulpturenweges -
Sport und Kultur, 2 zum Preis von einem. Das lenkte etwas von der Vorfreude auf den schon seit
einiger Zeit sichtbaren Verpflegungspunkt 4 bei Km 31,9 ab, denn bevor wir uns erfrischen durften,
war nochmal beinharter Trail angesagt. Schmaler, laubbedeckter Trampelpfad, sausteil bergab, teils
über moosbelegte Stufen im Schiefergestein. Und als I-Tüpfelchen klang ZZ Top
aus den Lautsprechern herüber - das rockte!
Die Stärkung war dann nötig, denn bis zur Nächsten bei Km 39,5 sollte es
sanft, aber stetig bergan gehen. Zunächst auf einem schmalem Pfad, am Hang entlang, mal in
Laub- mal in Nadelwald, zwischendurch auf matschigen Wegen und um Km 35/36 herum wurde es nochmal
richtig lustig. Es gab 2 Möglichkeiten: entweder man hatte eine Machete dabei, um sich einen
Alternativweg durchs dornige Gestrüpp zu schlagen oder man durfte Schlammbada tanzen. Hier
konnten im tiefen Morast dann eventuell doch noch die Socken nass werden. Eine Stelle, die daran
gemahnt, die Schuhe nicht zu locker zu binden. Herrlich! Etwas Kraft dürften die Betonstege
gekostet haben, auf denen wir öfter den Bach querten - jeweils eine hohe Stufe rauf und
selbiges wieder hinab.
Die Eindrücke von dieser Strecke sind einfach sehr vielfältig. Es gab immer wieder neue Aussichten über die Höhen, Blicke in lauschige Täler, auf ungehindert mäandernen Bächen, Wäldern und Wiesen. Eine Sache noch zur Beruhigung: der steilste, fieseste, brutal alpine Anstieg kommt erst beim letzten Aufstieg des Kurses zum Ort Fuussekaul. Auch über die Walker, die man nun auf der Strecke traf, musste man sich nicht wundern. Sie hatten eine verkürzte Runde von 36 Kilometern zu absolvieren und waren dementsprechend frischer als die Läufer. Bergauf konnte ich da nicht mehr mithalten.
Das einzig Negative, das mir auffiel, waren leere Wasserflaschen die auf der Laufstrecke, teils
auf den urwüchsigsten Trails des Naturparks, weggeworfen worden waren. Die Organisatoren
müssen zwar ohnehin den Kurs abgehen, um ihre, zusätzlich zu Kreidelinien und
Schildern angebrachten Markierungsbänder einzusammeln, aber man muß den Kameraden
nicht noch zusätzliche Arbeit bereiten. Vielleicht sollte man solche verschließbaren
Flaschen nicht an Verpflegungsstellen ausgeben, denn sie werden zwar weit getragen, aber selten
bis zur nächsten Station. Ich vermute mal, daß die eher von Staffelläufern
stammen - meiner Erfahrung nach tun Ultraläufer sowas nicht, zumal sie eher die eigene
Ausrüstung (Trinkgürtel, Camelbag) einsetzen.
Stichwort Markierung: die erwähnten Kreidelinien hatten manchmal etwas unter der
Beanspruchung der Strecke durch die Läufer gelitten, Schilder gab es eher selten.
Alles in allem ausreichend, aber halt nicht so üppig, wie es bei Volksläufen oft erwartet
wird.
Auf eine Kilometrierung wurde verzichtet, und wer nicht den Komfort einer GPS-Uhr genießt,
kann sich an Streckenplan, Positionen der Verpflegungsstellen und Gespür für's
Lauftempo orientieren - oder einen Kameraden mit GPS fragen.
Der Veranstaltungsort war für diese Schlammschlacht bestens gerüstet. Es gab einen Trog mit Wasserhahn und (angeketteter) Bürste, der rege genutzt wurde, das Schuhwerk um seinen Ballast zu erleichtern (OK, die angrenzenden Tennisplätze könnten auch etwas mit dieser Einrichtung zu tun haben). Die einen schrubbten gleich nach der Zielankunft, die anderen nach dem Duschen. Bei letzteren hatte es sich eingebürgert, die Laufschuhe vor dem Gebäude stehen zu lassen, um die Umkleiden nicht unnötig einzusauen.
Fazit:
Ein harter aber schöner Lauf. Hier gibt's reichlich urwüchsige Natur zu erleben. Die Wetterlage, die ich erwischt hatte, lag mir natürlich und sorgte für zusätzlichen Spaß :-)